von der Homophobie zum Anti-Homosex-ualismus

Die vergangenen Jahrzehnte waren geprägt von Unwissenheit und Homophobie. Doch heute stehen uns so viele Informationen über Sexualität zur Verfügung, dass keineR mehr Unwissenheit vorheucheln kann. Wir können übrigens auch nicht alles auf Homophobie (also Angst vor Homosexualität) zurückführen.

Die neuesten Aktionen „gegen die Homosexualität“ sind motiviert von aktivem Anti-Homosexualismus. Das heisst, dass wie beim Antisemitismus, die alten Argumente weniger wichtig sind als die Beweggründe! Es geht gegen die „Homo-Ehe“ und die „Rettung der Familie“. Mit anderen Worten: Es darf keine Alternative zur heterosexuellen Familie geben, weil diese ist heilig, nichts darf über ihr stehen!

Doch diese Ehe- oder Familienform ist relativ jung in der Geschichte. Sie ist auch stark geprägt von den Entwicklungsform des Kapitalismus. Sie passt sich auch immer wieder an, aus purer Notwendigkeit. Aber wo kommen wir hin, wenn die anderen Formen die gleichen Wünsche und Hoffnungen bieten wie die Tradition?

Ich bin der Meinung, dass die Homosexellen sich die Last der Tradition nicht auch noch aufbürden sollten. Die eingetragene Partnerschaft als gleichberechtigter Zivilstand sollte ausreichen! Mit ihr behalten wir auch die Selbstverantwortung und die Selbstgestaltung in unseren Händen! Die eP könnte man auch erweitern auf mehr als nur 2 Personen. Und statt hochtechnisierten Fortpflanzungsmethoden liessen sich Erweiterungsmöglichkeiten per Adoption oder „Einpartnerung“ finden.

Dass die BaZ ohne Kommentar der Redaktion einem Evangeliban als „Pfarrer“ eine ganze Spalte überlässt sagt auch etwas aus! Ich habe nichts gegen Leserbriefe und „Freie Meinungsäusserung“ in Blochers Print. Allerdings erwarte ich von einer Zeitungsredaktion, dass sie sich nicht hinter Schweigen versteckt, wenn sie Raum für „Altlasten“ über Homosexualität zur Verfügung stellt!

Und nochmals: Die alten Leiern sind gar nicht so wichtig. Wichtiger ist doch, dass sie wieder aufgewärmt an „seriösem Platz“ erscheinen dürfen…

Nebst den formalen Fehlern über die Jugendgruppe „Anyway“ finden sich in Reinhard Möllers Text Scheinargumente und Fehlinterpretationen nach dem Muster der „Taliban“. Die meisten Vergewaltigungen finden wohl in der heiligen Ehe statt, ohne dass sie abgeschafft würde!

Schon Gisela Bleibtreu-Ehrenberg hat 1978 davor gewarnt, dass nach all der Emanzipation in Zukunft immer noch der „Kinderschutz“ für die Manipulation der Gesellschaft herhalten müsse!

Es bildete sich bald eine neue Derivation heraus (Homosexualität als stete Kindergefährdung), die das Fortbestehen der Ächtung ‚vernunftgemäss‘ erscheinen liess.“ (Tabu Homosexualität 1978, S. 405/406)

Damit wird hartnäckig festgehalten, dass Homosexualität keine „natürlichen“ Wurzeln in der Kindheit und Jugend haben kann! (Die Diskussion wird mit „Pädophilie“ sehr schnell verhindert!)

Reinhard Möller missbraucht die Sexualinformationen über „Tatsachen des Lebens“ (Quentin Crisp) für die Forderung nach Öffnung von Schulen für die (seine) „jüdisch-christlichen“ GLAUBENS-Anliegen! Wahrscheinlich würde er sich sogar gegen jüdisch-moslemische Glaubens-Anliegen genauso wehren! (Aber dafür ist die BaZ-Redaktion wohl zu dumm, um das zu merken.)

Der Trick der Anti-Homosexualitäts-Prediger liegt in einer falschen Umkehr der Tatsache, dass nicht Mehrheiten diskriminiert werden, sondern Minderheiten. Als wenn sich Weisse beschweren müssten, sie würden von Schwarzen diskriminiert. Wenn Reinhard Möller sowas gedanklich nicht schafft, ist er ganz sicher nicht ein studierter Pfarrer! 😛

Peter M. Linz, Vizepräsident der SVP Schwarzbubenland und Mitglied der AUNS, stösst – verständlicherweise – ins gleiche Horn! In dieser Partei wird die Mehrheit der Inländer auch von der Minderheit der Ausländer „diskriminiert“!

Er glaubt, „die Unfruchtbarkeit gleichgeschlechtlicher Beziehungen soll durch medizinisch unterstützte Fortpflanzung künstlich aufgehoben werden.“ Er vergisst dabei nur, dass die Techniken ausgerechnet für Heterosexuelle entwickelt worden sind, die von Natur aus unfruchtbar sind und glauben, ein „natürliches Recht“ auf Fruchtbarkeit und „eigene“ Kinder zu haben! Und in der Bundesverfassung übrigens sind alle Menschen gleichWERTIG ohne Bezug auf ihre Sexualität!

Es geht seit einiger Zeit für uns also nicht mehr darum, Unwissende, homophobe, oder störrische Gläubige aufzuklären, sondern darum, durchaus Wissende mit dem Missbrauch von falschen Argumenten zu ihren politischen Zwecken zu konfrontieren! Die verstorbene Schwulenbewegung kann nichts mehr tun. Obs die Junghomos merken?

Peter Thommen_64, Schwulenaktivist, Basel

P.S. Der ref. Kirchenrat des Kantons Basel-Stadt hat sich distanziert, desgleichen auch Pfr. Frank Lorenz von der Offenen Kirche!

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für Bibelforscher 😉

Gabriele Kuby: Die globale sexuelle Revolution

Mit anderen Worten gesagt:

Bernhard Pörksen: „Na, ich glaube, man muss es schon ernst nehmen, aber weniger im Sinne der Medienmacher. Denn es geht ja darum, dass RussiaToday auf Deutsch ja eigentlich das Schüren von Medienverdrossenheit als journalistisches Programm verkauft. Und das ist ein durchaus hochinteressanter Versuch, weil hier – dahinter steht ja der Kreml – staatlich gelenkte Öffentlichkeit den Schulterschluss mit der Gegenöffentlichkeit, der Medienverdrossenen gegen Öffentlichkeit sucht. Also es ist die Inszenierung von Staatsöffentlichkeit als Gegenöffentlichkeit und die Entdeckung von aktueller Medienverdrossenheit als publizistische Marktlücke. Und das macht RT Deutsch, das ja sonst journalistisch wenigen Ansprüchen nur zu genügen vermag, durchaus dann interessant als Zeitindiz, als Symptom. „(Deutschlandfunk)

Die Entdeckung von Unduldsamkeit gegenüber den Schwulen und der Verdrossenheit von Heteros als agitatorische Marktlücke! 😉

Nicht die Homosexualität ist schuldig geworden an den Nationalsozialisten, nicht die Homosexualität trägt die Schuld für den Missbrauch von Menschen. Es waren die Nationalsozialisten, die Homosexuelle für ihre Politik missbraucht haben, nach innen zum Gehorsam, nach aussen als Projektionsfläche für das gemeine Volk.

Es ist die Religion, die die Homosexualität für ihre Politik missbraucht – nach innen zum Gehorsam irgendwelchen Führern gegenüber. Nach aussen zur Projektion, um von den Machtverhältnissen abzulenken.

Denn Religion ist eine Ideologie, mit der Menschen geistig missbraucht werden können. Der sexuelle Bereich ist mit dabei. Drum wird quasi jetzt das Pferd von hinten (!) aufgezäumt.

Männerliebe war nie ein Problem, nur die Lust mit der Prostata. Amen

Über admin

*1950, Buchhändler, Schwulenaktivist, ARCADOS Archiv für schwule Studien
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