Lisa Duggan* hat den Begriff „Homonormativität“ 2004 geprägt. Sie bezieht sich damit auf den Ausdruck „Heteronormativität“ wie ihn Michal Warner** verwendet, um all die Verhaltensweisen und Mechanismen zu beschreiben, die dazu beitragen, Heterosexualität sowohl im kulturellen, als auch im institutionellen Leben als selbstverständlich zu betrachten. Mit ihrer Begriffsschöpfung lenkt Duggan die Aufmerksamkeit auf eine Tendenz, die heute im Hinblick auf homosexuelle Identität und Kultur als erwiesen gilt: dass nämlich Lesben und Schwule unbedingt den Zugang zu etablierten Institutionen (wie Ehe und Militär) erlangen wollen, und sich zudem eine zurückgezogene, respektable und häusliche Lebensweise wünschen. (Jane Ward, Fussnote in: Nicht schwul, S. 46-47, Männerschwarm 2018)
* The Twilingt of Equality, Beacon Press 2004
**Michael Warner: Introduction: Fear of a Queer Planet, Univ. Minn. Press 1993
Als ich das Wort zum erstenmal las, dachte ich, es hiesse, Schwule würden irgendwelche schwulen Normen Anderen aufdrücken. Ein missverständlicher Begriff.
Jayson Flores, zitiert in Mannschaft Juni 2016 zum Begriff
Jeff Mannes resumiert: Die Historikerin Lisa Duggan führte den Begriff „Homonormativität“ ein. Dabei handelt es sich um eine in queeren Communitys vorherrschende Norm, die heteronormative Modelle (Ehe, Kinder, Monogamie, etc.) nicht mehr in Frage stellt, sondern sie reproduziert. Damit einher gehend entsteht eine Entpolitisierung und Privatisierung queerer Subkulturen, die durch Assimilation an den Neoliberalismus immer mehr auf Konsum und Gleichheit – vor allem mit den Heteros – ausgerichtet werden. (Jeff Mannes „Zündstoffe“ in Siegessäule 8’2018, S. 18)