„Nach den Drei Königen suchen wir in der Bibel umsonst. Es ist von „Magiern“ die Rede, die Jesus besucht haben. Das sind Sternkundige im Sinne von Astronomen und Astrologen.“ (1)
„ und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“ (2)
Es ist seltsam, wie Pfarrer sich über Tatsachen hinwegsetzen, um der Theo-/Ideo-logie gerecht zu werden! Hürlimann geht einfach über zum Weihnachtsoratiorium von Bach und zitiert aus dessen Text: „Im Blick auf die Armut der Eltern schenkten die Könige Gold, Zur Entfernung des Gestanks aus dem Stall Weihrauch, für allfällige Wunden des Kindes Myrrhe.“ (1) Nun schreibt er völlig selbstverständlich nur noch von den Königen. So einfach ist das auf der Kanzel.
Die ersten Bibelübersetzungen in die deutsche Sprache fanden natürlich in einer Zeit von Königreichen statt, in der die Untertanen- und Obrigkeits-Ordnung völlig selbstverständ-lich war. Aber muss mann das in die heutige Zeit „herübernehmen“? Ideologisch interessant ist die historisch rückwärts korrigierende Methode, den späteren „König der Juden“ (Pilatus), schon als Kind nur von ihm ebenbürtigen anderen Königen anbeten oder huldigen zu lassen. Selbstverständlich ist das Gold der Weisen in Form von fertigen Kronen „zu Füssen von Mutter und Kind“ gelegt worden, womit sie dann ihren Lebensunterhalt bezahlen konnten? (1)
Wer hat jemals schon in der Geschichte von Königen gehört, die ohne Harem und Tross einsam durch die Wüste wandern? Sogar die Königin von Saba, die früher schon bei Salomo aufgetaucht war, kam nicht alleine…
Pfr. Christoph Hürlimann verabschiedet sich am Schluss mit dem Hinweis auf das „grosse Herz der drei Könige“, das er uns allen wünscht, um in unseren Mitmenschen Jesus zu entdecken. Bin ich denn in einer katholischen Predigt – oder was?
Bei dieser Gelegenheit kann ich auch mal darauf hinweisen, dass die Frauen im Königsverständnis schon immer auch eine wichtige Rolle gespielt haben, denn nur wer sie als Königstochter heiratete, konnte in den Märchen ein richtiger König werden! 😉
Es ist eine typisch hetero-pädophile Rolle, die den kleinen Mädchen die „Prinzessin“ zuschreibt. Die zukünftige Frau soll über ein Rollenbild „diszipliniert“ werden. Erst ist sie die Prinzessin für den Vater und gleicht so ihr sexuelles Defizit gegenüber ihrer Mutter in der Familie damit aus. Dann gibt es ja keine Prinzen in heterosexuellen Familien, denn die haben das ja schon, was kleine Mädchen von Geburt an nicht haben… (Ich nenne das den „heterosexuellen Familienkomplex“)
In den letzten Jahren nun haben auch Jungs und junge Männer zu „königlichen“ Accessoires gegriffen. Ihre „aufgestellten Haare“ sollen ein „Krönchen“ darstellen. Damit wird die heterosexuelle, familiäre Hierarchie nun auch bei den Männern eingeführt. Ganz zu schweigen von der Unart, die Körperhaare – wie die Frauen – zu rasieren. Es findet also eine Verweiblichung von Söhnen unter der Krone des Vaters statt! Denn der „heterosexuelle Familienkomplex“ muss unter allen Umständen aufrecht erhalten werden! Und Frauen dürfen den Männern nicht zu „schwul“ rüberkommen! 😉
Solche Probleme hatten die Magier, die nach Bethlehem pilgerten nicht wirklich. Aber die Familie von heute versucht mit einer Art Magie ihre tieferliegenden Komplexe zu pflegen. Denn sie ist unnatürlich – weil zu klein! Das zeigt sich besonders an Weihnachten, anlässlich derer sie Schwule und Lesben zu heterosozialem Gehorsam zwingt. (Aus diesem Grunde findet seit 24 Jahren der Tuntenball am Weihnachtstag im Keller des Hirscheneck statt!)
Und natürlich soll der Glaube an alles auch erhalten werden. Keine Rede von einer Männerrunde im angeblichen Stall, die das Neugeborene besucht haben soll. Und der arme Josef, der schon seine Frau verlassen wollte, musste der Stimme Gottes den Vortritt lassen, weil der sie als heiliger Geist übers Ohr geschwängert hatte.
„als … Maria mit Joseph verlobt war, fand es sich (!). ehe sie zusammengekommen waren, dass sie vom heiligen Geiste schwanger war. Weil indessen Joseph, ihr Mann, rechtschaffen war und sie [doch] nicht in Schande bringen wollte, gedachte er, sie heimlich zu entlassen. Doch als er dies im Sinn hatte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum, der sprach: Joseph, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria, dein Weib, zu dir zu nehmen, denn was in ihr gezeugt ist, das ist vom heiligen Geiste. (Matth 1, 18-20, Zürcher Bibel)
Ich wünsche Euch erholsame Feiertage und dass Ihr mal über das alles nachdenkt, statt für die Sissy-Filme im Fernsehen Eure Taschentücher zu missbrauchen! 😛
Peter Thommen_63, Schwulenaktivist, Basel
(1) ref. Pfr. Christoph Hürlimann, im Kirchenboten vom Dezember 2013. Er zitiert in seinem Text aus dem Matthäusevangelium (Kapitel 25) und erwähnt auch hier den Titel „König“ statt „Herrn“. Er scheint eine ausgesprochene Freude am Königtum zu haben.
(2) Matth. 2.11 (Luther, 1912)