Homofeindlichkeit & Rastafari-Ideologie

Anlässlich des 30. Todestages von Bob Marley im Sommer dieses Jahres, schrieb David Signer (Ethnologe) einen Essay über Reggae und die in der Musik transportierten Lebensvorstellungen, die heute in Jamaica als eigene Kultur verteidigt werden. (NZZamSonntag, 14. August 2011, S. 67) Gleich am Anfang fragt der Autor sich: „Aber was hat es eigentlich mit der Rasta-Botschaft auf sich? Taugt das prophetisch-revolutionäre Pathos für eine Gesellschaftskritik?“ „Als Vordenker der Rastafari-Religion gilt der jamaicanische Publizist Marcus Garvey, der 1927 die Vision eines schwarzen Gottes hatte, der zum König gekrönt würde. Drei Jahre später bestieg Haile Selassie I.  den äthiopischen Thron.“ Äthiopien war das älteste eigenständige Land in Nordafrika mit einer ältesten urchristlichen Kirchenkultur. Ras Tafari Mekonnen lautete der bürgerliche Name dieses neuen Kaisers und er war die Hoffnung der Äthiopier und für Bob Marley und seine Musikgemeinde wurde er zum neuen schwarzer Messias, den sie nach einem Besuch in Jamaica (ehem. brit. Kolonie) wie einen Gott verehrten. Einige Rastas siedelten auch in dem afrikanischen Land, das zwar seit 1931 eine Verfassung hatte, aber absolutistisch regiert wurde. Ein paar hundert Verehrer, auch aus Schweden, Japan und den USA, lebten mehr schlecht als recht auf ein paar Hektaren Land, das ihnen zugeteilt worden war. Sie wurden von den Einheimischen aber abgelehnt.

„Während in den siebziger Jahren Hunderttausende in dem Land hungerten, feierte der Kaiser den Geburtstag seines Hündchens Lulu.“ „Das alles ficht die Rastas jedoch nicht an, in ihrer Vergötterung des „Königs der Könige“, genauso wenig wie der umgekehrte Rassismus, der wichtiger Bestandteil der Rasta-Ideologie ist.“ Die Rasta-Ideologie gründet auf archaischen gesellschaftlichen Vorstellungen und auf den historischen Erfahrungen der Schwarzen mit dem Kolonialismus der Weissen. Da gibt es Slogans, die jeder Rechtsextreme für sein „Volk“ auch unterschreiben würde (Afrika den Afrikanern – Europa den Europäern), merkt David Signer an. Und: „Man fragt sich, wie die weissen Rastas mit dieser Ideologie umgehen.“ Während Bob Marley nachgewiesenermassen ständig sexuell untreu gewesen ist, halten sich die Rastas an biblischen Werten fest, wie so oft in anderen „Bewegungen“ und Glaubensgemeinschaften“ auch. „Jamaicanische Sänger sind besessen von „batty men“ (Schwulen) und „chi-chi gals“ (Lesben). Der bekannteste Anti-Homosexuellen Song „Chi-chi man“ wurde während der Wahlen von 2001 von einer früheren Regierungspartei (JLP) als Hymne öffentlich verwendet.“ Wenn ich bedenke, dass das Musikbusiness mit sehr vielen Schwulen durchsetzt ist, dann frage ich mich auch, wie die das so einfach hinnehmen und totschweigen können, wenn sie Konzerte organisieren, oder Musik vertreiben! Nun, wir sehen ja, die „weissen“ Rastas tuns auch, und die schwulen Rechtsradikalen haben auch kein Problem. Hier die bekannten Namen schwulenfeindlicher Rasta-Sänger: Bjuju Banton (er fordert in „Boom By Boom“ dazu auf, die „Schwuchteln“ umzulegen) – „Zündet sie an!“, schlägt Bounty Killer vor. Der Sänger Beenie Man sieht für Lesben den Tod durch den Strick vor: „Hang chi-chi gal wid a long piece of rope.“ In der Schweiz versuchte es Capleton immer wieder mit Auftritten, die aber wegen seiner homofeindlichen „Batty man Tunes“ bekämpft wurden. Man mag die Musik mögen oder nicht, David Signer bemerkt am Schluss: „… aber von der ganzen Rasta-„Befreiungsbewegung“ bleibt bei genauer Betrachtung unter dem Strich nicht viel mehr als Nonsens.“ Der Kaiser Ras Tafari Mekonnen ist schon längst tot. Jamaica seit 1962 ein unabhängiger karibischer Inselstaat im Commonwealth of Nations und das Kiffen hat offensichtlich weder eine „rassische“ noch eine politische „Befreiung“ gebracht. Und zu guter Letzt der Grund, warum in der Bibel Homosexualität (Schwule im heutigen Sinne gab es damals noch gar nicht) verboten ist: Wegen des Analverkehrs, der die Gefickten kulturell zur Frau machen soll. Dabei wusste der biblische Gott offenbar nichts von der Prostata des Mannes, die beim Analverkehr stimuliert wird und die Erektion anregen kann. Vielleicht hatte er genauso Pech mit seiner Schöpfung, wie die Jamaicaner mit ihrem Messias! Peter Thommen, Schwulenaktivist (61) Basel

Jamaican Gays and Lesbians Stopmurdermusic Hängt die Schwulen! (Uganda) Berichte auf d.radio Wissen

Woran Bob Marley glaubte (Rastafari-Religion)  Ein Skript von Deutschlandradio Kultur vom  7.5.2011

Lesben sind übrigens auch betroffen, auch wenn sie weniger in den Medien genannt werden! Hier eine Literaturliste über Bücher von Claudia Schoppmann

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*1950, Buchhändler, Schwulenaktivist, ARCADOS Archiv für schwule Studien
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