QUEER, eine Einführung

in den Begriff und seine Geschichte! (PDF) 5 S.  –  zusammengestellt von Peter Thommen 2017

siehe auch: Volker Woltersdorff: Homosexualitätsforschung und Queerstudien – in: Was ist Homosexualität (Mildenberger u.a.) Männerschwarm 2014, S. 205-226 + 14 S. Literaturgangaben

Nachtrag: Huber, Marty: Queering Gay Pride, Zaglossus 2013, 280 S.  (Mit einem Kapitel über Stonewall 1969 und Vorläufer)

Hier ein Essay von J.S. Lustzeitschrift 2012   6 S.

Rückmeldung aus Wien:  „Hallo Peter, herzlichen Dank für Deine Mail. Ich finde, man müsste das noch stärker zuspitzen, um die verqueren Ansätze bei queer deutlich zu machen, all das ist freilich in Deinem Text angelegt: Queer ist ein romantisierender Begriff, der im Grunde ständisch konnotiert wird. Schon zu formulieren, es richte sich gegen „VertreterInnen sexueller Abweichung“ unterstellt eine Art Standes- oder Klassenbewusstsein bei den gemeinten – und es ist gerade das Gegenteil der Fall: Es ist ein Schimpfwort und strebt in seiner Wirksamkeit an, dass die Beschimpften alles tun werden um zu zeigen, dass sie gerade nicht zu den Gemeinten gehören, und zwar sowohl von Beschimpften, die nicht schwul, lesbisch oder sonstwie abweichlerisch sind als auch von denen die es sehr wohl sind. Wie jedes funktionierende Schimpfwort zielt es auf Schuldbewusstsein und Scham und das peinlich berührte Abwiegeln der Beschimpften. Jetzt eine geradezu stolze „Community“ zu postulieren kann nur aus den Absichten derer verstanden werden, die dies insinuieren. Das sind (meist selbst ernannte) Repräsentanten und Repräsentantinnen (z.B. im politischen System), die einer Grossgruppe (z.B. einer Partei) eine möglichst große Referenzgruppe schmackhaft machen wollen oder Subventionsnehmerinnen und –nehmer, die die gesellschaftliche Relevanz und damit Mittelbedürftigkeit untermauern wollen. Insofern haftet ja queer auch der ewige Makel an, ein Vermeidungswort für schwul und lesbisch zu sein: Wie die BWL-Fuzzis von gay-marketing reden (hat jemand schon von schwulem Marketing gehört? Oder gar von lesbischem?) und z.B. Nivea einen erhöhten schwulen Waschzwang einreden wollen beantragt man von der öffentlichen Hand Subventionen für diverses Queeres – auch hier klingt das viel besser als schwule Förderung. Sehr richtig ist ja auch Deine Beobachtung, dass lesbische und schwule Interessen beileibe nicht zusammenfallen, oft sogar gegenläufig sind. Queer (oder die nicht endenwollende Buchstabenkette, die uns als Alphabetkinder beschreiben will) suggeriert hier einen Oberbegriff, der die Zielgruppe möglichst groß und einheitlich machen soll – aus keinem anderen Grund um die Relevanz des Wortverwenders zu steigern und in aller Regel letztlich umfangreichere Mittel zu lukrieren. (einzubekommen)
Geradezu grotesk ist es darum, wenn dem Wort queer dann noch eine antikapitalistische Stoßrichtung zugemutet wird.
Viele liebe Grüße,
Veit, Buchhandlung Löwenherz, Wien“